Gedenkstättenfahrt ins KZ Natzweiler-Struthof

Der Holocaust: eines der schrecklichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte. 6 Millionen ermordete Juden und viele andere Menschen unterschiedlichster Gruppierungen fielen dem Nazi-Regime zum Opfer. Eine unvorstellbare Grausamkeit. Und gerade weil das alles so unvorstellbar grausam war, gilt es sich nicht nur mit Zahlenwerk zu beschäftigen, sondern auch ehemalige Orte, an denen diese Taten passiert sind, zu besuchen. Genau das machten am Freitag, den 23. Juni, 44 Schüler der beiden Klassen 9b1 und 9cd sowie des Geschichtskurs der 11. Klasse unter der Begleitung von Frau Scherer und Herrn Hirtz. Gemeinsam besuchten wir das Arbeitslager Natzweiler-Struthof, welches in Frankreich in den Vogesen gelegen ist. Begleitet wurden wir von zwei fachkundigen Referenten der AEJ Saar, Axel Brück und Jean-Marie Martin. Sie waren beauftragt, uns die Geschichte des Ortes näher zu bringen. Und so waren unsere ersten Halte noch vor den Toren des KZs in einer Kiesgrube, in der Erschießungen ganzer Familien stattfanden, und einem nahegelegenen Steinbruch, in dem die Lagerhäftlinge arbeiten mussten.

Eingangsportal des KL Natzweiler-Struthof, im Hintergrund sieht man das flammenförmige Mahnmal für die Deportierten; aufgenommen von Medy Sejai; Quelle: wikimedia.commons


Das KZ selbst, so erfuhren wir am Anfang unserer Führung, war ein Arbeitslager, die Häftlinge die am Bahnhof von Natzweiler ankamen und den Weg hoch in die Berge zu Fuß zurücklegen mussten, waren also primär zur Arbeit da und nicht wie in Vernichtungslagern zur Tötung. Daher war auch nur ein vergleichsweise geringer Anteil Juden im Struthof untergebracht. Trotz allem zählt das Arbeitslager zu einem der brutalsten seiner Art. Es überlebten nur etwas mehr als die Hälfte der Häftlinge; die anderen gingen an den miserablen Versorgungsbedingungen zugrunde: Die Tagesration hatte einen Energiewert von ca. 1000 kcal, was für einen im Steinbruch arbeitenden Menschen mittelfristig gesehen so wenig war, dass sein Tod beinahe sicher war. Doch es wurden auch Häftlinge öffentlich diszipliniert und erhängt. So ist beispielsweise noch ein Galgen erhalten, an dem „Vergehen“ bestraft wurden.
Das Ganze produzierte natürlich eine Unmenge an Toten, die im Krematorium verbrannt wurden. Das Besichtigen dieses Teiles der Gedenkstätte war für viele Schüler, auch für mich, ein erschreckender Moment, in dem einem die Unmenschlichkeit der Taten bewusst wurde. So auch bei der Besichtigung des Lagergefängnisses, in dem ich mit zwei weiteren Schülern die Gelegenheit hatte für einige Minuten in eine Todeszelle zu gehen – eine Zelle, die mit einer Fläche von 90x90x135cm wenig Raum für menschenwürdige Verhältnisse bot. Dass es in den KZs des NS-Regimes nie um Menschlichkeit ging, wurde uns auch bewusst, als uns unsere Referenten von der Ökonomie des KZs erzählten: So erzielte das KZ monatliche Einnahmen von 30 Millionen RM durch den Verkauf von Arbeitskräften, deren Haare und Asche.
Alles in allem war es ein Besuch, der Eindruck hinterließ; nicht zuletzt durch die Anekdoten unserer Referenten von persönlichen Schicksalen, die das Unglaubliche am Ende doch etwas vorstellbarer machen, denn: „Those who cannot remember the past are condemned to repeat it.“ (George Santayana)
Artikel: Niklas Wolf (11KOC)

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