Mein Name ist Haidar Alhussain. Ich bin 17 Jahre alt und komme aus einer kleinen syrischen Stadt namens Abukamal. Ich war sehr gut in der Schule und wollte in Syrien studieren. Ich wollte schon immer nur Arzt werden, nie etwas anderes. Meine Eltern haben mich immer nur Doktor Haidar genannt.
2011 hat der Krieg angefangen. Da war ich in der 8. Klasse, und leider konnte ich danach nicht weiter zur Schule gehen. Alles, was war von meinen Träumen, war weg. Alles, was ich wollte, war weg. Ich war enttäuscht und hoffnungslos. Seit 2011 hatte ich keine Schule mehr und es war viel Krieg. Meine Familie und ich mussten raus aus der Stadt.
Nach sechs Monaten kamen wir zurück nach Hause, aber es gab keine Schule mehr, keine Sicherheit, kein alles. Ich habe viel gearbeitet. Dann habe ich überlegt, wenn es keine Schule mehr gibt und ich kein Arzt werden kann, dann will ich wenigstens mit den Ärzten arbeiten. Deshalb habe ich ein Jahr im Krankenhaus geholfen, denn dort waren viele verletzte Leute. So hatte ich wenigstens ein bisschen von meinen Träumen.
2013 gab es wieder viel Krieg in meiner Stadt und eine Bombe fiel auf unser Haus. Alles war zerstört – unsere Wohnung, das Auto, einfach alles. Dann mussten wir ganz raus aus der Stadt, aber wir hatten kein Geld mehr und keine Arbeit für meine Familie. Deswegen mussten mein älterer Bruder und ich immer in andere Länder fahren, um zu arbeiten. Doch das reichte nicht. Deswegen ist mein Bruder 2015 nach Deutschland gegangen. Meine Familie wollte das nicht, denn der Weg ist gefährlich. Er wollte mich auch mitnehmen, aber meine Familie war dagegen. Mein Bruder war zwei Monate
unterwegs, doch im Sommer 2015 hatte er es geschafft. Mein Bruder war in Lebach.
Er hat uns von Deutschland berichtet und wollte, dass ich auch nach Deutschland komme. Inzwischen war es in Syrien sehr gefährlich für mich. Wenn man 16 ist, wird man dort als Junge manchmal gezwungen, zu kämpfen. Mein Bruder wollte, dass ich komme, damit ich studieren und Arzt werden kann. Meine Familie wollte mich nicht gehen lassen, weil sie Angst um mich hatten. Aber ich habe über meine Zukunft nachgedacht. Das hat mir Kraft gegeben. Ich wollte nach Deutschland.
Ich durfte aber niemandem davon erzählen, damit mich niemand an die
syrische Armee verraten konnte. Im Juli 2015 wollte ich aufbrechen. Ein paar mal habe ich es versucht und bin fast erwischt worden. Dann hat es endlich geklappt. Ich konnte mich nicht einmal von meiner Familie verabschieden.
Die Reise war sehr schwierig. Ich war 16 Jahre alt und allein. Ich wurde geschlagen und verhaftet, aber irgendwie ging es immer weiter. Im September 2015 kam ich in München an. Und im Oktober habe ich in Lebach meinen Bruder wiedergetroffen.
Haidar und sein Bruder wurden von Lebach in die Gemeinde Illingen zugewiesen. Zuerst wohnten sie in Hüttigweiler, dann in Wustweiler. Seit November 2015 besucht Haidar das Illtal-Gymnasium. Inzwischen geht er in die Klasse 9c. Seine Klassenkameraden wollten Haidar unterstützen und haben über einen Spendenlauf die Tickets für seine Familie finanzieren können. Heute haben Haidar und sein Bruder ihre Eltern und ihre kleine Schwester nach anderthalb Jahren am Flughafen Frankfurt endlich wieder in die Arme nehmen können. Und im Januar absolviert Haidar ein dreiwöchiges Schulpraktikum in einer Illinger Arztpraxis.
Wir danken Allen, die dieses Weihnachtswunder möglich gemacht haben.