UNESCO-Projekt am Illtal-Gymnasium Illingen: Flüchtlinge in Europa und im Saarland

UPS IGIAm 23. Juli beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler des IGI in ihren Klassen mit den unterschiedlichsten Themen. Für die Jahrgangsstufe 11 stand ein größeres Projekt auf dem Plan. In 6 Workshops setzten sich die über 80 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 11 mit der Thematik von Flucht auseinander. Dabei stand neben Hintergrundwissen vor allem die Begegnung mit Flüchtlingen im Vordergrund. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde aller Gäste konnten sich die Schülerinnen und Schüler für einen Workshop entscheiden und dort auf unterschiedlichste Art und Weise Kontakt zu jungen Menschen aufnehmen, die in der Gemeinde Illingen eine Zuflucht gefunden haben.Heike Werner vom NES (Netzwerk Entwicklungspolitik Saarland e.V.) diskutierte in ihrem Workshop über Ursachen von Flucht und Fluchtwege, aber auch über Hindernisse, die auf der Flucht überwunden werden müssen, über europäische Flüchtlingspolitik und über rechtliche Bestimmungen beim Asylantrag, der Bleiberechtsregelung und dem Leben in Deutschland. Dabei stand eine Ausstellung von Pro Asyl im Mittelpunkt, die klarmachte: Asyl ist Menschenrecht!

IMG-20150726-WA0019
Kulturell vielfältig gestaltete sich der Workshop von Sium Anderbirhan und Habtom Tekie. Die zwei jungen Männer aus Eritrea brachten den Teilnehmern Grundzüge von ትግርኛ bei. Wer jetzt stutzt: so wird Tigrinya geschrieben, eine der Hauptsprachen in Eritrea, die so wie Amharisch in Äthiopien aus der spätantiken Sprache Ge’ez entstanden ist. Gleichzeitig kochten die Eriträer gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern ein landestypisches Linsengericht, das warm als Eintopf genauso gut schmeckt wie kalt als Brotaufstrich. Der Ansturm darauf war so groß, dass schon wenige Minuten nach der Freigabe zum Kosten der große Topf völlig leergeputzt war und enttäuschte Lehrer mit leerem Magen von dannen ziehen mussten.
Saber Aldeebo aus Aleppo und Obaida Alshalak aus Damaskus beschäftigten sich in ihren Workshops auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Thema Flucht aus Syrien. Während bei Saber Aldeebo die persönlichen Beweggründe für die Flucht und sein Fluchtweg im Mittelpunkt standen, nutzte Obaida Alshalak seine Flucht vor allem, um die syrische Geschichte und die Geschichte des aktuellen Konflikts zu erläutern und zu zeigen, was hinter dem Gedanken steht, das eigene Land verlassen zu müssen. Teils voll interessanter Fakten, teils sehr emotional und bewegend vermittelten die beiden Syrer den Schülerinnen und Schülern persönliche Eindrücke, Erfahrungen und immer wieder die große Dankbarkeit, in Deutschland bleiben und mit jungen Menschen in Kontakt kommen zu dürfen.
Wie es ist, als Flüchtling in einem fremden Land anzukommen, ohne Kenntnis der Sprache und der geltenden Konventionen, das konnten Schülerinnen und Schülern bei Walaa Najar erfahren, der mit einer Idee von Mulham Adel in seinem Workshop: Karten spielte. An drei Tischen wurde gespielt, die Regeln waren schnell klar, obwohl nicht gesprochen werden durfte. In der 2. Runde wechselten die Gewinner an einen anderen Tisch, das Spiel begann – und plötzlich herrschte Chaos. Immer noch durfte nicht gesprochen werden, doch die Spielregeln funktionierten nicht mehr. Die „Neuen“ am Tisch, die doch schließlich gerade erst gewonnen hatten, brachten alles durcheinander! Was zu diesem Zeitpunkt keiner wusste: Jeder Tisch hatte eigene Spielregeln. Da aber nicht gesprochen werden durfte, konnte das niemand kommunizieren. So blieb nur, mit Händen und Füßen klarzumachen, wie das Spiel weitergehen sollte. Und tatsächlich: An einem der Tische gewann in der 2. Runde der „Neue“ – ohne Sprache, ohne Erklärung der Regeln, nur durch gute Auffassungsgabe und den Willen, auch am neuen Tisch erfolgreich zu sein. So, wie auch Flüchtlinge in Deutschland versuchen, sich zu integrieren.
Omar Shamsi Basha arbeitete mit Schülerinnen und Schülern der Juniorfirma FairStuff des IGI an einem ganz praktischen Thema: der syrische Wirtschaftswissenschaftler erklärte Marketingstrategien und –kanäle, erläuterte wichtige Arbeitsprinzipien in einem Unternehmen und diskutierte mit den Teilnehmern des Workshops, was bei der Personalführung und im Management einer eigenen Firma wichtig ist. Dabei waren sich alle schnell einig, dass der Erfolg eines Unternehmens in Syrien genauso wie in Deutschland vor allem vom Engagement und der Ausbildung der Mitarbeiter abhängt.
Bei der abschließenden Präsentation stellten alle Gruppen ihre Arbeitsergebnisse vor. Applaus gab es nicht nur für die spannend gestalteten Plakate, sondern vor allem auch für die Gäste, die sich im Gegenzug sehr wohl fühlten und über das große Interesse freuten. Für die Schülerinnen und Schüler war am Ende des Projekts mehr als deutlich, wie wichtig es ist, mit neu angekommenen Mitmenschen in der Gemeinde in Kontakt zu kommen. Denn nur wer einander zuhört, kann voneinander lernen.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Unesco veröffentlicht. Setzen Sie ein Lesezeichen auf den Permalink.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.